Geschichten aktivieren andere Bereiche in unserem Gehirn als Fakten. An Geschichten können wir uns deshalb besser und auch nach langer Zeit noch erinnern – an Zahlen und Fakten weniger.
Der Grund dafür findet sich in der Neurologie: Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt Logik zu verstehen und Fakten für lange Zeit zu behalten, denn der Arbeitsspeicher unseres Gehirns ist beschränkt. Es ist aufgrund unserer Evolutionsgeschichte vielmehr darauf ausgerichtet Geschichten zu verstehen, die wir bei Bedarf wieder abrufen können. Aus der Überlieferung wissen wir, was zu tun ist. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das limbische System, der Sitz unserer Emotionen. Wir beginnen zu fühlen, werden persönlich involviert und erinnern uns später daran.
Um in unserer immer lauter und komplexer werdenden Welt Menschen auf den Weg mitzunehmen, und Sinn zu stiften, ist Storytelling auch für Führungskräfte eine wichtige Kompetenz. Denn: Stories lösen nicht nur prägende Emotionen aus, sie reduzieren auch «Lärm» und sorgen mit ihrem roten Faden für Orientierung im dichten Informationsdschungel. Geschichten stossen darüber hinaus Verhaltensänderungen über neue Narrative an. So können alte Zöpfe abgeschnitten werden und aus «Bei uns dominiert Silodenken» werden neue Narrative wie «Wir gestalten bereichsübergreifende Projekte erfolgreich».
Quote
“When it comes to inspiring people to embrace a vision or a change in behaviour, storytelling isn‘t just better than the other tools, it‘s the only thing that works.“ (Steve Denning)
Doch was macht eine gute Geschichte aus?
Zutaten einer guten Story
1. Verknüpfung von Fakten mit Emotionen
Geschichten sind – so drückt es Keith Oatley, Professor für kognitive Psychologie der Universität Toronto aus – wie «Flugsimulatoren für den Geist». Wir können gut aus Geschichten lernen, wenn sie Fakten und Emotionen so verweben, dass sie dem wirklichen Erleben sehr nahekommen. Für die Lernerfahrung macht es keinen Unterschied, ob wir die Geschichte selbst erleben, oder vermittelt bekommen.
2. Authentizität
Storytelling wird fälschlicherweise oft als Methode verstanden, mit der ein Unternehmen erzählt, wie grossartig es ist. Das impliziert, dass man nur die «richtige» Geschichte erzählen muss damit Mitarbeiter:innen wie Kund:innen auf die gewünschte Weise reagieren, ein Produkt kaufen oder motiviert arbeiten. Doch: Die beste Geschichte funktioniert nur, wenn sie authentisch ist. Für Führungskräfte bedeutet dies, sich selbst mit seinen persönlichen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen und die Geschichte zu ihrer eigenen Geschichte machen. Beispielsweise in dem sie die Story der Unternehmensstrategie auf den eigenen Kontext übertragen und für die eigene Funktion übersetzen. Im Kern müssen sie die Frage beantworten: Was hat diese Geschichte mit mir und uns zu tun?
3. Anschlussfähigkeit
Oftmals erleben wir, dass Geschichten im Unternehmen unterschiedlich erzählt werden. Da ist die Geschichte des Managements mit schönen Charts und einem aufgeräumten Happy End. Hört man den Mitarbeiter:innen zu, ist dieselbe Geschichte näher an deren Alltagsrealität ausgerichtet. Dies führt zu Dissonanz. Um Menschen mit auf eine Reise zu nehmen, braucht es eine gemeinsame Geschichte. Und genau das ist die Verantwortung der Führung: Diese Übersetzungsleistung zu erbringen und die Geschichte gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen auch wachsen zu lassen. Dafür muss ich den Kontext gut verstehen, aber vor allem auch gut zuhören, welche Geschichten die Mitarbeiter:innen sich erzählen.
Versuchen Sie deshalb das nächste Mal, Ihre Botschaft in eine authentische Story zu verpacken, die Fakten mit Emotionen verknüpft und vergessen Sie dabei eines nicht: gut zuhören!